Allgemeine Tipps zum Litauischlernen

Einleitung:

Litauisch ist, so gern ich auch das Gegenteil behaupten möchte, eine schwere Sprache, was, wie schon in der Einführung erwähnt, an der komplizierten Grammatik und am Wortschatz liegt, der nur mit dem Lettischen zu vergleichen ist. Trotzdem ist Litauisch, zur Erleichterung aller, die jetzt erst einmal schwarz gesehen haben, genau wie jede andere Sprache erlernbar und das gilt auch für deutsche Lerner. Ein Beweis dafür sind beispielsweise deutsche Missionare, mit denen ich in Litauen gearbeitet habe und die nicht nur litauische Texte verfasst oder sich litauisch unterhalten haben, sondern auch sonntags auf Litauisch predigten! Andererseits haben wir alle schon ohne grammatikalische Kenntnisse oder Verständnis der Wirklichkeit eine Sprache, nämlich unsere Muttersprache im Babyalter perfekt gelernt. Somit besitzt jeder die Fähigkeit Sprachen und somit auch Litauisch zu lernen von Geburt an. Da Litauisch zum Glück nicht unter dem Lerndruck und mit den teilweise archaischen Arbeitsweisen der Schule gelehrt wird, kann sich jeder seine eigene, auf die persönlichen Bedürfnisse angepasste Methode zusammenstellen. Im Kloster von Taizé fragte ich einmal Bruder Rob, der die dort angereisten Litauer betreut, wie er sich Litauisch beigebracht hat. Er antwortete, dass er drei Jahre lang jeden Tag für eine bestimmte Zeit Litauischkassetten gehört hätte und schließlich die Sprache beherrschte – eine offensichtlich erfolgsversprechende Möglichkeit, die für meinen Geschmack jedoch viel zu langwierig ist. Die folgenden Tipps spiegeln, wie in der Einführung dargestellt, meine Methode wieder. Da sich diese Methode aus vielen einzelnen Elementen zusammensetzt, kann sich jeder einzelne Techniken heraussuchen und damit arbeiten.

Bevor ich zu meinem Lerntipps komme, möchte ich noch eine Bemerkung vorweg machen: Vor meiner Fahrt nach Litauen habe ich mir zu großen Teilen das Buch „Sprachenlernen leichtgemacht!“ von Vera F. Birkenbihl durchgelesen, es zwar interessant und lesenswert gefunden, doch in Ermangelung gesprochener litauischer Texte mich mit der von Frau Birkenbihl vorgestellten, in vier Schritte unterteilten Methode nicht weiter beschäftigen können. Nachdem ich aus Litauen zurückgekommen war und jetzt als Vorbereitung auf diesen Text das Buch nochmals zur Hand nahm, fand ich darin einige Arbeitsweisen, die ich in Litauen, ohne sie damals bewusst mit dem Buch in Verbindung zu bringen, selbst angewendet hatte. „Sprachenlernen leichtgemacht!“ ist ein motivierendes, nützliches Buch, in dem Frau Birkenbihl erklärt, wie man eine Sprache komplett ohne den Zwang Vokabeln und Grammatik zu pauken lernt und dabei durch kreatives, gehirngerechtes Arbeiten Freude und Spaß empfindet. Ich selbst bin der Meinung, dass es, gerade beim Litauischen, nicht ohne Vokabeln und Grammatik geht, doch habe ich nur teilweise nach Frau Birkenbihls Methode geübt und bin nach fast neun Jahren Gymnasium, während denen ich immer Grammatik und Vokabeln, sei es von Englisch, Latein, Französisch oder Spanisch, lernte, zum Grammatik-Fan geworden. „Sprachenlernen leichtgemacht!“ kann ich allein schon wegen der motivierenden Schreibweise und den interessanten, unterliegenden Konzepten jedem empfehlen, der eine Sprache lernt oder lernen möchte, also auch dir.

Das wichtigste beim Erlernen einer Sprache ist, meiner Meinung nach, alle möglichen Mittel, die zu diesem Ziel führen, einzusetzen oder zumindest auszuprobieren. Normalerweise hat man eine oder zwei Sprachen durch die Methode „Schule“ mehr oder weniger gut gelernt und dabei wahrscheinlich nicht die für einen selbst am besten passende Methode kennen gelernt. Durch das Ausprobieren verschiedenster Lernstrategien, die entweder Erfolg versprechen und gleichzeitig zu motivieren scheinen oder die nach späterer Erkenntnis kaum effektiv sind, kommst du immer näher ans Ziel, nämlich der Entdeckung des eigenen Weges beim Sprachelernen. Beim Testen und späteren Abbrechen einer Methode verliert man vielleicht etwas Zeit, lernt aber trotzdem was dabei und kann sich sicher sein, die persönlich besten Hilfsmittel ausgewählt zu haben, so dass es am Ende Spaß machen kann, sei es auch nur durch den „Aha-Effekt“ einmal jede Woche. Sinnvoll ist es auch anfangs fallen gelassene Wege des Lernens später mit größerem Vorwissen wieder aufzugreifen, was z.B. bei dem Zuhören von Radiosendungen zutreffen kann.



Lernstrategien für die litauische Sprache:


Mit Sprachführern arbeiten:

Auf der Webpage „Literatur & Software“ habe ich einige Sprachführer vorgestellt, von denen kein einziger eine perfekte Lösung darstellt, sie aber immerhin alle sich geringfügig unterscheidende Wege einschlagen, die litauische Sprache zu vermitteln. Immerhin bieten die Sprachführer simple Texte, die besonders in den „Po truputį“ Büchern nahe an Alltagsgespräche herankommen. Wegen des simplen Vokabulars und der geringen grammatikalischen Anforderungen eignen sich diese Bücher für dich um einen Einstieg ins Litauische zu finden und sich mit dem Wortbild sowie einfachem Satzbild vertraut zu machen. Zudem kannst du gut mit Sprachführern arbeiten um dir Wissen über große und wichtige grammatische Themen, wie die Deklinationen anzueignen, da in den meisten Sprachführern diese Themen nicht auf einmal, sondern verteilt über mehrer Lektionen und gleich mit passendem Kontext erklärt werden. Das überfordert dich nicht gleich von Anfang an und sorgt dafür, dass du dir diese Themen leichter einprägen kannst.

Zusammenfassung „Mit Sprachführern arbeiten“

  • geeignet zum Einstieg, da oft niedriges Niveau
  • bieten festen Rahmen in Bezug auf Grammatik und Vokabular
  • simple Texte, nahe am Alltagsgespräch
  • große, grammatische Themen über mehrere Lektionen verteilt

Texte lesen und dekodieren:

Sobald du einen Text gelesen hast, der für Anfänger am besten aus einem der Sprachführer, für Fortgeschrittene aus einer beliebigen Quelle, wie z.B. aus dem Internet (
www.delfi.lt oder siehe „Links“) stammen kann, musst du ihn auch verstehen und daraus etwas lernen. Da ein Text nicht nur aus einer willkürlichen Aneinanderreihung von Wörtern besteht, sondern nach sinngebenden und verknüpfenden, grammatischen Regeln gebildet wurde, kannst du bei der Beschäftigung mit Texten nicht nur Vokabeln, sondern auch Grammatik lernen. Eine sehr gute Methode um beides zu erreichen ist das in „Sprachenlernen leichtgemacht!“ vorgeschlagen und erklärte und in „Kauderwelsch Band 54 – Litauisch Wort für Wort“ angewandte Dekodieren. Dazu übersetzt du den vorliegenden Text mithilfe eines Wörterbuches, das möglichst die Stammformen der Verben enthält, Wort für Wort, das heißt, unter jedes litauische Wort wird die entsprechende deutsche Übersetzung geschrieben, egal ob dabei die deutsche Satzstellung stimmt oder nicht.

Hier ein Beispiel des Dekodierens:

Ar meilė yra menas?
Fragepartikel (eigentlich: ob, oder) Liebe ist Kunst?

Jei taip, tai jai reikia žinių ir pastangų.
Falls ja, es ihr/für-sie (es)-braucht Wissen und Bemühungen.

O gal meilė tik malonus jausmas,
Oder vielleicht Liebe nur angenehmes (das) Gefühl

kurį mums dovanoja atsitiktinumas,
welches uns schenkt (der) Zufall

kai kažkas pasijunta (...), "apimtas meilės".
wenn irgendwer sich-fühlt “überkommen (von der) Liebe”

(Auszug aus dem ersten Kapitels von: „Die Kunst des Liebens“ von Erich Fromm, aus dem Englischen übersetzt von Leonarda Jekentaitė)

Ich gebe zu, dass dies ein schon recht kompliziertes Beispiel ist, doch auch ohne litauisch gelernt zu haben, könntest du mir beim intensiveren Betrachten der Wort für Wort Übersetzung folgendes sagen:
  1. Im Litauischen gibt es keine Artikel, was man daran erkennt, dass in der deutschen Übersetzung die Artikel immer in Klammer beigefügt worden sind.
  2. Das Wort „ist“ (litauisch „yra“) muss im Litauischen nicht immer gesagt werden, was beim Vergleich der ersten Zeile, in der das Wort geschrieben steht, mit der dritten Zeile, in der das Wort fehlt, klar wird.
  3. Entscheidungsfragen werden in der litauischen Sprache mit dem Fragepartikel „ar“ eingeleitet, wie die erste Zeile zeigt. Laut Wörterbuch hat „ar“ die Bedeutungen „ob, oder“, so dass man beim Dekodieren auch „Ob Liebe ist Kunst?“ schreiben könnte, was den Sinn nicht im geringsten verfälscht.

Auch aus einem sehr leichten Beispiel kannst du schon hilfreiche Schlüsse ziehen:
Labas! Turiu tau dovaną!
Hallo! Ich-habe dir/für-dich Geschenk!

Hier könntest du einfach durch das Dekodieren folgendes feststellen:
  1. Das Wort „ich“ (auf litauisch „aš“) muss in bestimmten Fällen nicht unbedingt geschrieben oder gesagt werden, da das Verb selbst sozusagen schon den Hinweis auf das Subjekt beinhaltet.
  2. Wer sich schon ein bisschen mit der Grammatik auskennt, weiß, dass „tau“ der Dativ des Personalpronomens „tu“ ist und somit auf Deutsch übersetzt eigentlich nur „dir“ heißen dürfte. Dank deines Sprachgefühls (oder eines passenden Wörterbuches) erkennst du aber sofort, dass im Litauischen der Dativ auch ausdrückt „für wen“ etwas ist. Nach dem Lernen mit dem Sprachführer „Wir sprechen litauisch“ war ich zuerst im Irrglauben, dass die Präposition „už“, die auch „für“ bedeutet hier verwendet werden müsste. Später fand ich heraus, dass „už“ nur in ganz bestimmten Fällen mit der Bedeutung „für“ benutzt wird und ansonsten der Dativ Verwendung findet.

Die Effektivität der Dekodierungsmethode liegt darin schon vorhandene litauische Texte, die normalerweise keine Fehler enthalten und von Litauern so gesagt oder geschrieben wurden, als Lerngrundlage zu benutzen. Dadurch verbesserst du erstaunlich schnell dein Sprachgefühl, erkennst schnell in welchen Zusammenhängen welches litauische Wort verwendet wird und wirst zudem nicht dazu verleitet die deutsche Satzstruktur aufs Litauische zu übertragen und somit völlig unverständlich Sätze zu produzieren. In „Sprachenlernen leichtgemacht!“ betont Frau Birkenbihl sehr die Methode des passiven Lernens, eine Verschiebung des Lernprozesses ins Unterbewusste. Dies kann entweder durch bloßes Anhören von litauischen Texten, auch im Hintergrund, erreicht werden, oder durch das effektivere Hören eines litauischen Textes und gleichzeitiges Mitlesen der Wort für Wort Übersetzung. Leider ist es nicht so leicht gesprochene litauische Texte zu finden, wenn jedoch die Möglichkeit besteht, halte ich es für sinnvoll diese durch ein akustisches Element erweiterte Version des Dekodierens auszuprobieren.

Zusammenfassung „Texte lesen und dekodieren“

  • Texte (anfangs) aus Sprachführern, später aus anderen Quellen
  • Möglichkeit Grammatik zu lernen und Vokabular zu erweitern
  • Dekodieren: Texte Wort für Wort übersetzen ohne z.B. auf deutsche Grammatik zu achten
  • Verbesserung des Sprachgefühls
  • Gesprochen litauische Texte nach Möglichkeit anhören und dekodierte Version mitlesen (passives Lernen mit aktivem Lernen verbinden)

Litauische Musik/litauisches Radio:

Nicht ganz so effektiv wie klar ausgesprochene Texte von Lernkassetten, dafür aber unterhaltsamer, ist litauische Musik, auch wenn ich schon von vielen Litauern gehört habe, es gäbe keine guten litauischen Bands. Musik ist zwar aufgrund der poetischen Sprache und der instrumentalen Untermalung schwerer zu verstehen, doch sind zu den Liedern die Texte immerhin sehr leicht zu finden. Nach dem Dekodieren des Textes, werden zudem beim Zuhören Emotionen und Bilder evoziert, die schnell mit den litauischen Wörter Assoziationen aufbauen. Somit bleiben die Wörter des Liedtextes gut im Gedächtnis und gehen zumindest in den passiven Wortschatz schnell über. Litauische Musik, die ich empfehlen kann ist von Andrius Mamontovas oder Rebelheart („Kelias pas tave“ von Rebelheart ist ein sehr beliebtes Lied in Litauen). Weitere litauische Musik findest du bei www.patogupirkti.lt.

In Litauen habe ich während meiner Arbeitszeit, da ich meine Aufgaben meistens alleine erledigte, sehr viel litauische Musik gehört. Da ich die Liedtexte nur sehr selten dekodierte, habe ich wahrscheinlich verhältnismäßig wenig neue Vokabeln durch bloßes Zuhören dazugelernt. Sicher bin ich mir jedoch, dass meine Fähigkeit den Sprachfluss in Sinn ergebende Einheiten zu unterteilen und folglich auch schnelle Sprecher besser verstehen zu können durch die Musik geschult worden ist.

Es gibt viele litauische Radiosender, die die Möglichkeit anbieten übers Internet zu zuhören. (siehe „Links“) Zum Lernen war „Žinių radijas” mein Lieblingssender, da neben den Gesprächen, die das Gros der Sendezeit füllen, nur sehr selten (dafür umso nervtötendere, alte) Musik läuft. Auch für mich sind die Sendungen immer noch recht schwer zu verstehen, da in ihnen meist politische Themen erörtert werden, weshalb ich „Žinių radijas” nur Fortgeschrittenen empfehlen kann. Wenn es dir nichts ausmacht nichts zu verstehen, kannst du dich durch das Zuhören immerhin an Sprachmelodie und Klang der Wörter gewöhnen. Nachdem ich in Litauen die litauische Musik schon nicht mehr ertragen konnte, hörte ich also ungefähr 6 Stunden am Tag „Žinių radijas” und weiß jetzt immerhin, dass es Probleme beim Besuch des dänischen Premiers gab, da der litauischer Premier zur selben Zeit scheinbar spontan 2 Wochen Urlaub in Ägypten machte und somit seinen dänischen Amtskollegen nicht empfangen konnte...

Zusammenfassung „Litauische Musik/litauisches Radio“

  • Liedtexte dekodieren
  • Schnelles Einprägen der Wörter durch musikalische Assoziation
  • Spaß beim Lernen
  • Radio Hören für Fortgeschrittene, da sehr schwer zu verstehen
  • Für Einsteiger: Gewöhnung an Sprachmelodie und Klang

Litauisch denken:

Versuche das, was du beim Dekodieren oder der Arbeit mit Sprachführern gelernt hast, anzuwenden. Am besten erreichst du dies natürlich, indem du selbst mit Litauern sprichst und kreativ eigene Texte verfasst. Manchmal ist es einfach nicht möglich einen litauischen Text zu verfassen, da es sehr viel Zeit in Anspruch nimmt und starke Konzentration erfordert. Ähnlich ist es auch mit dem selbständigen Sprechen der litauischen Sprache, da z.B. für jemanden, der in Deutschland lebt, selten litauische Gesprächspartner vorhanden sind und zudem haben verständlicherweise nicht alle Litauer Lust das recht oberflächliche Gestotter eines Anfängers mit viel Mühe in ein sinnvolles Gespräch umzuwandeln und schwenken deshalb schnell zu Englisch oder Deutsch über. Diesen zwei aktiven Methoden sich mit dem Litauischen zu Beschäftigen stehen zwei passive, nämlich das Hören (auch von Musik) und das Lesen gegenüber. Als fünfte, weder vollkommen aktive noch vollkommen passive Methode, empfehle ich litauisch zu denken. Dabei besteht ohne Zweifel die Gefahr deutsche Sätze Wort für Wort ins Litauische zu übersetzen, was natürlich zu schlechtem Stil führt. Dem wirkt jedoch die Methode des Dekodierens entgegen und zudem ist es wichtig bei Unsicherheiten ein Wörterbuch zur Hilfe zu nehmen oder einen Litauer zu fragen. Insgesamt bietet das Denken in litauisch viele Vorteile: Es ist zu fast jeder Zeit möglich für einen mehr oder weniger langen Zeitraum seine Gedanken, bzw. die im Kopf ablaufenden Selbstgespräche, litauisch zu verfassen. Dadurch bist du nicht etwa wie beim Sprechen an die Verfügbarkeit eines Gesprächspartners oder beim Schreiben an das Vorhandensein eines ruhigen Ortes mit Blatt und Schreibutensilien gebunden, sondern kannst beispielsweise auf dem Nachhauseweg, beim Warten, Busfahren, bei der Arbeit, also in jeder Situation, die keine geistige Tätigkeit erfordert, litauisch denken. Da sich die Gedanken ungehört im Kopf abspielen, unterliegst du beim Denken keinem Zeit- und Bewertungsdruck. Somit kannst du dir beim litauischen Formulieren deiner Gedankengänge beliebig viel Zeit lassen, du hast die Möglichkeit, dir zwei Minuten lang zu überlegen welches Wort in welcher grammatischen Form am besten in den Kontext passt, ohne dass dein Gegenüber ungeduldig wird oder sagst einfach das Wort wie es dir in den Kopf kommt und überlegst anschließend, ob es Sinn macht und du kannst beliebig viele Fehler machen, ohne das (natürlich unberechtigte) Gefühl eine Niederlage erlitten zu haben.

Die Übungen im Kopf erhöhen, die für „richtige“ Gespräche sehr wichtige Fähigkeit, möglichst schnell und intuitiv richtig Verben und Substantive zu flektieren, also ihre Form der Funktion im Satz anzupassen. Dazu habe ich folgende Methode beim Denken auf Litauisch angewandt: Den Satz „Ich gehe mir jetzt Brot kaufen. – Aš dabar einu nusipirkti duonos.“ habe ich mir im Kopf zum Beispiel recht oft gesagt, wobei „Brot“ auch durch „Marmelade, Eier, Milch, etc.“ ersetzt werden kann. Beim Formulieren im Kopf dann folgende Gedankengänge gemacht: „Aš dabar einu nusipirkti...” (diesen Teil kann man ohne zu Deklinieren übersetzen) „... was (kaufe ich?) à Akkusativ muss verwendet werden à litauisches Fragewort ist ‚ką’ à duoną” Also lautete der vollständige Satz in meinem Kopf: „Aš dabar einu nusipirkti duoną“ Beim Überprüfen dieser Übersetzung fiel mir dann in Gedanken auf, dass es sich bei „Brot“ eigentlich um eine unbestimmte Menge handelt, also der Genitiv statt des Akkusativs verwendet werden muss, da ich ja nicht „ein Brot“ oder „ein halbes Brot“ sondern einfach nur „Brot“ kaufen gehe. Deshalb machte ich folgende Überlegungen: „Aš dabar einu nusipirkti ko (wessen – Genitiv, da unbestimmte Menge vorliegt) à Genitiv von ‚duona’ ist ‚duonos’ à Aš dabar einu nusipirkti duonos.“ Kurz gesagt habe ich den Satz soweit formuliert wie ich es flüssig konnte und bei einer Problemstelle, wie anfangs z.B. immer wenn ich deklinieren musste, mir selbst einfach entsprechende Fragen gestellt, damit ich wusste, worüber ich nachdenken muss. „Ich gebe wem? – dir das Buch – Aš kam? – tau duodu knygą“. Anschließend überprüfte ich den gedachten Satz immer noch einmal und korrigierte Fehler, die z.B. wegen unbestimmten Mengen oder Verneinungen auftraten.

Folgendes kommt zwar auch beim Schreiben auf Litauisch zum Tragen, doch vielmehr beim Denken: Individualität in der Ausdrucksweise. Während du Texte, auch Briefe, etc. schreibst drehen sich deine Worte in einem Absatz alle um ein Thema, du versuchst je nachdem schöne Sätze mit bestimmter Wirkung zu formulieren und dem ganzen ein Struktur zu geben. In deinen Gedankengängen ist es jedoch oft so, dass du hin- und herspringst, neue, plötzliche Eindrücke und Wahrnehmungen mit Wörtern beschreibst und völlig unstrukturiert spontan Gefühle äußerst. Aus diesem Grund kommen Gedanken, die oft Selbstgespräche sind, einem Gespräch mit einem realen Partner, in dem das Thema sich häufig auch spontan ändert, viel näher. Wenn du versucht litauisch zu denken und dabei auch, wie üblich, spontan reagierst, stellst du fest, welche Wörter und Phrasen du persönlich gerne benutzt, was die wichtigsten Einträge in deinem aktiven Vokabular sind, da dir anfangs nur die deutschen Wörter einfallen werden und meistens ihre Übersetzungen gar nicht kennst und erst nachschlagen musst. Folglich begibst du dich beim litauischen Formulieren deiner Gedanken auf eine Art Forschungsreise in deine eigenen Sprachgewohnheiten. Nachdem du festgestellt hast, welche Wörter dir wichtig sind und welche du am häufigsten benutzt, lernst du ihre litauische Entsprechungen und kannst sie somit im Gespräch mit einem realen Partner aktiv anwenden. Bei unmöglicher direkter Übersetzung bemühst du dich herauszufinden, wie du den selben Sinn in gängigem Litauisch ausdrückst. Dadurch, dass du weißt, welche deine Sprachgewohnheiten sind und wie du sie ins Litauische überträgst, kannst du plötzlich viel schneller sprechen. Wenn du auf Deutsch zum Beispiel ständig sagst „Meine Meinung ist, dass...“ du aber im Sprachführer oder beim Dekodieren noch nicht auf eine litauische Entsprechung gestoßen bist, oder sie wegen mangelnder Übung schon wieder vergessen hast, kommst du jedes Mal, wenn du im Gespräch „Meine Meinung ist, dass“ sagen willst ins Stocken und musst erst überlegen. Bei regelmäßigen litauischen Denkübungen hast du im Kopf bestimmt schon hundertmal „Aš manau, kad...“ oder „Mano nuomonė yra, kad...” entsprechend deiner Sprachgewohnheit wiederholt und wirst es beim Sprechen wie selbstverständlich, ohne zu zögern sagen können.

Meist sind Gedanken an konkrete Situation, Gefühle, oder Bilder gebunden, die gerade aktuell sind oder die einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Verfasst du diese Gedanken gezielt auf Litauisch, bietet das den Vorteil, dass nicht nur die Gedanken mit Gefühlen und Bildern assoziiert werden, sondern auch die litauischen Worte, die diese transportieren. Da die litauischen Wörter somit in einen konkreten Zusammenhang gestellt werden, können sie direkt in das schon bestehende Assoziationsnetz im Gehirn eingefügt werden, stellen nicht mehr Informationen ohne jeglichen Bezug zur erlebten Realität dar und bleiben länger und mit geringerem Lern- und Wiederholungsaufwand im Gedächtnis. Zum Beispiel könntest du dir Gedanken auf Litauisch über irgendwelche deiner Ängste gemacht und zur Beschreibung dieser Situation die Worte „bijoti – Angst haben/sich ängstigen“ und „baimė - Angst“ gelernt haben. Sobald du einen Text formulieren willst, indem du über deine Ängste schreibst oder ein Gespräch dieses Thema zum Inhalt hat, musst du nur an dieses Gefühl denken und automatisch erscheinen „bijoti“ und „baimė” wieder vor dem geistigen Auge, so dass du sie sofort verwenden kannst.

Da dir zu Anfang das nötige Vokabular fehlen wird, deine Gedanken vollständig auf Litauisch zu formulieren, empfehle ich dir es zumindest soweit wie möglich zu versuchen und dabei auch nach Alternativen Ausschau zu halten, durch die du den selben Sinn anders ausdrücken kannst. Dies schult schon früh deine Fähigkeit die Sprache kreativ zu benutzen und sich nicht immer auf Standardphrasen zu verlassen. Trotz Formulierungsalternativen wirst du immer auf deutsche Wörter und Sätze in deinen Gedankengängen treffen, die du noch nicht übersetzen kannst. Wenn du feststellt, dass du diese Phrasen gerne in dem jeweiligen Zusammenhang verwendest, oder sie für dich wichtig erscheinen, merke sie dir, schlage sie bei Gelegenheit zu Hause nach und schreibe sie in dein Vokabelheft. Günstig ist es auch immer ein kleines Wörterbuch zur Hand zu haben. Mehr dazu findest du im Abschnitt „Vokabeln lernen“. Worüber du litauisch denkst ist natürlich völlig dir selbst überlassen und natürlich kann es alles mögliche sein. Schon sehr früh habe ich damit angefangen und bin deshalb auch davon überzeugt, dass ich deshalb mittlerweile recht schnell deklinieren und konjugieren kann und es mir leichter fällt spontan zu antworten.

Mich jedenfalls motivierte teilweise der Mangel an sonstigen geistigen Herausforderungen dazu litauisch zu denken: Als ich eine Woche lang allein jeden Morgen mit dem Hammer kleine Löcher in eine Wand geschlagen habe, machte ich mir sehr viele (immerhin litauische Gedanken) über den Sinn dieser Arbeit. Ein weiterer Vorteil des Denkens auf litauisch ist auch, dass je nach dem schlechte Gedanken erst gar nicht aufkommen können, da du nicht weißt wie du sie ausdrückst. Beim Nachschlagen der Wörter lenkst du dich automatisch wieder ab.

Zusammenfassung „Litauisch denken“

  • Gefahr deutsche Satzkonstruktionen Wort für Wort ins litauische zu übertragen, doch trotzdem zu empfehlen
  • Zeitvorteil: zu jeder Zeit möglich gedankliche Selbstgespräche auf litauisch durchzuführen und so lange wie nötig zu überlegen
  • Ortsvorteil: möglich an jedem Ort ohne die Notwendigkeit Gesprächspartner zu haben
  • kein Bewertungsdruck durch Gegenüber
  • Trainieren der Geschwindigkeit beim Konjugieren und Deklinieren: in Gedanken sich selbst Fragen stellen
  • Individualität in der Ausdrucksweise: Eigene Gedankengänge nahe an eigener Ausdrucksweise im Alltagsgespräch
  • Vorübung für Gespräche mit realem Partner, wenn Gedankengänge auf litauisch ablaufen
  • Verwendete litauische Vokabeln, wie Gedanken selbst, mit Situationen, Gefühlen und Bildern assoziiert und bleiben besser im Gedächtnis
  • verschiedene Formulierungen im Kopf ausprobieren

Vokabeln lernen:

Obwohl dir vielleicht sofort Bilder von langweiligen Stunden vor dem Schreibtisch bei fahlem Licht in den Kopf schießen, wenn du daran denkst Vokabeln zu lernen, halte ich dies trotzdem für sehr sinnvoll, jedoch nur unter der Voraussetzung, dass einige Punkte dabei beachtet werden. Bevor ich zu diesen Punkten komme, möchte ich vorweg noch bemerken, dass es dir völlig selbst überlassen ist, ob du zum Vokabellernen ein Vokabelheft führst oder eine Box mit Karteikarten benutzt. Vorteil des Vokabelheftes ist es, dass alle Vokabeln immer kompakt zusammen sind, z.B. keine einzelnen Karten verloren gehen, und du sehr viel zusätzlichen Platz für Anmerkungen und sonstige Informationen hast, großer Nachteil, der wahrscheinlich erst später zum Ausdruck kommt, die lineare, unveränderliche Anordnung. Wenn du Karteikarten benutzt, hast du die Möglichkeit dir eigene Lernsysteme zu erarbeiten, z.B. indem du mehrere Fächer hast, vorne sich die Vokabeln befinden, die neu sind oder die du noch nicht gut kannst und weiter hinten die Karteikarten mit Wörtern, die du dir schon besser eingeprägt hast oder die dir keine Schwierigkeiten mehr bereiten. Beim Lernen arbeitest du dich also von vorne nach hinten durch die Karteikarten durch und verschiebst gewusste Vokabeln bei jedem Durchgang ein Fach nach hinten. Neben dieser Methode bieten Karteikarten den Vorteil, dass du die Vokabeln je nach Bedürfnis beliebig, z.B. nach Wortarten, Wortfamilien, Synonymen etc., sortieren kannst und somit gezielte Lernsessions, z.B. nur der Verben, durchführen kannst. In Litauen habe ich ein Vokabelheft geführt, denke aber, es wäre besser gewesen Karteikarten (die es in Litauen aber leider nicht gibt) zu verwenden, auch deshalb, weil ich sie überall hätte mitnehmen können.

Um Vokabeln lernen zu können, musst du erst einmal eine Sammlung der Vokabeln besitzen, die du lernen willst, so dass sich zuerst die Frage stellt: Woher kommen diese Vokabeln? Als ich gerade begonnen hatte litauisch zu lernen, erschien es mir Angesichtes des riesigen sich vor mir erhebenden Bergs von Vokabeln und eines gleich großen Bergs an Grammatik unmöglich jemals einen Satz zu verstehen oder gar selbst zu sprechen. Da es so viele Vokabeln gibt, die natürlich alle unterschiedlich oft im Sprachgebrauch vorkommen, ist es meiner Meinung nach falsch die Bedeutung jedes einzelnen neuen Wortes nachzuschlagen und sich einzuprägen. Viel wichtiger ist es, schon recht früh damit zu beginnen zu selektieren und nur wichtige Vokabeln aufzuschreiben (entweder ins Heft oder auf Karteikarten) um sie auswendig zu lernen. Wenn du gerade anfängst dich mit der litauischen Sprache zu beschäftigen, wirst du wahrscheinlich als Hilfsmittel einen Sprachführer benutzen. Sprachführer sind im Normalfall so aufgebaut, dass sie zumindest in den ersten Lektionen, die für den Einstieg wichtigsten Wörter und Phrasen behandeln, erst später spezifischeres Vokabular immer häufiger wird und zumeist sind die Lektionen aufeinander aufbauend, d.h. es kommen mehr alte und einige neue Vokabeln hinzu um den Übenden nicht zu frustrieren. In dieser Anfangsphase ist es wichtig alle neuen Vokabeln aufzuschreiben und auswendig zu lernen. Sie sind für die Alltagssprache wichtig und du baust auf diese Weise einen Grundwortschatz auf. Durch das anfängliche Lernen aller Vokabeln verstehst die Lektionstexte und siehst folglich auch die neue Grammatik angewendet. Du kommst in den folgenden Lektionen gut mit und entwickelst Sicherheit für den Umgang mit der litauischen Sprache, zumindest im festen Rahmen des Sprachführers. In späteren Lektionen musst du je nach Thema selbst entscheiden, ob du nur die Grammatik lernst und die Vokabeln lediglich nachschlägst. In „Wir sprechen Litauisch“ geht es zum Beispiel in Lektion 22 um Besuche beim Herren- oder Damenfriseur und für diese Situationen wichtige Wörter. Diese könnten für dich völlig nutzlos sein, da du dich nie über Friseurbesuche unterhälst oder eine Glatze hast. Viele Wörter, die du dir unbedingt einprägen musst, stammen von deinen Versuchen litauisch zu denken, da, wie beim entsprechenden Tipp weiter oben beschrieben, diese Wörter deine individuelle Ausdrucksweise wiederspiegeln und somit sehr oft auch im Gespräch von dir verwendet werden. Merke dir die deutschen Wörter, die du oft versuchst zu übersetzen, oder deren litauische Entsprechung du schon immer wissen wolltest und sobald du die Chance dazu hast, schreibe sie auf und lerne sie. In „Litauisch für Anfänger“ wird das Wort „bandyti – versuchen“ erst in Lektion 41, also in der zweitletzten Lektion eingeführt. Wie oft hast du dir bis dahin schon gedacht: „Ich versuche ja litauisch zu lernen, aber es ist so schwer. – Aš juk bandau mokytis lietuvių kalbos, bet tai yra labai sunku“

Eine weitere Quelle von litauischen Vokabeln, die du aufschreiben solltest, sind dekodierte Texte. Hier solltest du auch nicht jedes Wort zu deiner Vokabelsammlung hinzufügen, sondern darauf achten wie oft ein Wort vorkommt und ob du es selbst für wichtig hälst bzw. verwenden würdest. Bei letztere Auswahlmethode musst du jedoch aufgrund der anderen Sprechgewohnheiten der Litauer vorsichtig sein. Das wichtige Wort „suteikti“ wird z.B. übersetzt mit „gewähren“. Ich persönlich würde nie sagen „Du gewährst mir Kraft.“, jedoch ist es für einen Litauer normal zu sagen „Tu suteiki man jegų.” Auf deutsch würde hier „geben“ anstatt „gewähren“ besser klingen, jedoch litauisch „duoti“ anstatt „suteikti“ ist nach meinen Erfahrungen unüblich. (Übrigens stehen bei der Englischen Übersetzung des Wortes „suteikti“ von LED durchaus „give“ und „grant“ zur Auswahl). In diesem Fall ist es also nicht sinnvoll den Nutzen eines Wortes nach seiner Übersetzung zu bewerten, sondern viel mehr nach dem Kontext, in dem es vorkommt. Da du Texte, die du dekodierst, sofern es möglich ist, nach deinen Interessen auswählst, kann es gut sein, dass du dich auf litauisch auch über solch ein Thema unterhalten willst. Somit ist es sinnvoll Wörtern aus dekodierten Texten, für deren Inhalt du dich interessierst, im Hinblick auf Gespräche besondere Beachtung zu schenken.

Falls du das Glück hast dich regelmäßig auf litauisch unterhalten zu können, oder immerhin regelmäßig Gesprächen zuhörst, wirst du mit der Zeit feststellen, welche Wörter und Phrasen bei den einzelnen Sprechern oder deinem Gegenüber häufiger und weniger häufig vorkommen und du triffst, ähnlich wie beim Dekodieren, eine Auswahl. Lerne genau die häufig benutzten Phrasen auswendig, was zwei Vorteile bringt: Zum einen werden diese Formulierungen vielleicht im Allgemeinen von Litauern häufig verwendet, so dass du durch ein gezieltes Einprägen und Anwenden deinen Stil verbessern und lebendiger sprechen kannst. Zum anderen, wenn diese Phrase vielleicht nur von dem jeweiligen Sprecher benutzt werden sollte, besteht immerhin eine große Chance, dass du diesen Sprecher noch mal triffst. Im ersten oder zweiten Fall wirst du diese häufig vorkommende Phrase immer verstehen, da du sie auswendig gelernt hast, und somit bleibt mehr Zeit den Rest zu verstehen, andere wichtige Wörter zu erkennen. Dein Gedankenstrom wird nicht mehr durch das ungute Gefühl unterbrochen, den Kern der Aussage nicht verstanden zu haben.

Während meines FSJ hatten wir in der Kirche jeden Montag morgen eine mehrstündige Teambesprechung zu der alle Angestellten erschienen und obwohl viele Deutsche teilnahmen, wurden die Diskussionen natürlich auf litauisch gehalten. Anfangs bekam ich höchstens am Rande mit, um was in den Besprechungen ging und da ich als FSJler nicht unbedingt leitende Funktionen in der Kirche übernahm, kam ich auch eher selten zu Wort. Durch aktives Zuhören stellte ich aber fest, dass bestimmte Wörter ständig, praktisch jeden Montag mindestens einmal, wiederholt wurden. Mein Chef, ein Deutscher mit ausgezeichneten Litauischkenntnissen, konnte es z.B. nicht lassen Wörter wie „aptarti – besprechen“ „sutarti – vereinbaren“, „svarstyti – behandeln, diskutieren“ oder „faktiškai – in der Tat, tatsächlich“ fortwährend in seine Sätze einzubauen. Da ich diese Wörter sofort nachschlug und später aufschrieb und Auswendig lernte, verstand ich immer mehr und konnte nach einer gewissen Zeit fast allen Diskussion gut folgen.

Nachdem du jetzt weißt, woher die Wörter stammen, die du lernst und nach welchen Kriterien du sie auswählst, bleiben noch die Fragen wie du die Wörter aufschreibst und wie und wann du sie lernst. Falls du jetzt sagen möchtest: „Ist doch klar, die Vokabeln schreib ich mit allen Pünktchen und Häkchen und korrekter Rechtschreibung sowohl deutsch als auch litauisch auf meine Karteikärtchen“, hast du natürlich recht, aber das meine ich hier nicht. Um Vokabeln, die Substantive und Verben sind, einsetzen zu können, musst du sie deklinieren bzw. konjugieren können, also dazu in der Lage sein, sie an die Funktion, die sie später im Satz übernehmen, anzupassen. Beim Konjugieren und Deklinieren werden immer die gleichen Endungen an den Wortstamm bei Substantiven und an den Präsens bzw. Perfektstamm bei Verben angefügt.

Leider werden bei ungefähr der Hälfte aller litauischen Verben die Präsens- bzw. Perfektstämme nicht nach einem festen Schema gebildet, so dass es sinnvoller ist, die beiden Stämme, zusammen mit dem eigentlichen Verb als eigene Vokabeln aber immer verknüpft mit der Grundform auswendig zu lernen. Wenn du das Wort „rasti – finden“ beispielsweise lernen möchtest, findest du in geeigneten Wörterbüchern, wie dem „grünen“ die Stammformen zu „rasti“ also „randa – er findet“ und „rado – er fand“ neben dem Infinitiv. Somit schreibst du auf eine Karteikarte oder ins Vokabelheft „rasti (randa, rado) – finden“. Es ist nicht notwendig die Übersetzungen der Stammformen (die hier natürlich schon Konjugationsendungen in der 3. Person Singular haben, weil sie sowieso nie ohne diese Endungen vorkommen) zusätzlich aufzuschreiben, da in Klammern immer die 3. Person Singular Präsens und Präteritum des Verbs stehen. Bei Verben gilt noch zu beachten, dass sie oft mit bestimmten Präpositionen (z.B. an, vom, gegen, etc.) oder mit bestimmten Fällen (Akkusativ, Genitiv, etc.) verwendet werden müssen und manchmal sogar ihre Bedeutung je nach benutzter Präposition oder benutztem Fall verändern. Das Verb „laikyti“ hat viele Bedeutungen wie „halten, (eine Prüfung) ablegen“ wenn es mit dem Akkusativ (Fragewort „ką“) verwendet wird, doch sobald noch der Instrumental (Fragewort „kuo“) hinzukommt, erhält das Verb noch die Bedeutung „halten für“. Deshalb muss bei jedem Verb noch gekennzeichnet werden welchen Fall es fordert und welche Bedeutung sich dadurch ergibt. Dies geschieht meiner Meinung nach am besten, indem man das Fragewort beifügt, was im Vokabelheft folgendermaßen aussieht: „laikyti (laiko, laikė) ką – halten, (eine Prüfung) ablegen“ und in der nächsten Zeile schreibst du dann „laikyti (laiko, laikė) ką kuo – halten für/jemanden für etwas,jemanden halten“ Hierbei ist es dir selbst überlassen, ob dir als Übersetzung „halten für“ reicht oder ob du für dich selbst als Gedankenstütze eine längere Erklärung aufschreibst. Du könntest sogar einen Beispielsatz beifügen: „Aš jį laikau geru draugu. – Ich halte ihn für einen guten Freund“. Da auch Präpositionen entweder untrennbar mit einem Verb verknüpft sind, oder, je nachdem ob du sie verwendest oder weglässt, die Bedeutung verändern, musst du sie auch aufschreiben: „priklausyti (priklauso, priklausė) kam – gehören” und getrennt davon, da ja eine komplett neue Bedeutung entsteht: „priklausyti (priklauso, priklausė) nuo ko – abhängen von“.

Auch wenn es nach so viel überflüssiger Arbeit wegen eines einzelnen Verbs aussieht, ist sie doch notwendig, da du ohne diese Arbeit das Verb beim litauisch Sprechen und Schreiben nicht einsetzen kannst. Übrigens musst du das alles nicht selbst herausfinden, sondern lediglich aus einem guten Wörterbuch wie dem „grünen“ abschreiben und später lernen. Wenn du schon viele Verben mit ihren Stämmen gelernt hast, wird es immer leichter neue Verben zu lernen, da sie ihre Stämme oft ähnlich zu einem anderen Verb bilden. Im Litauischen werden zudem viele Vorsilben bei Verben verwendet, die zwar die Bedeutung verändern, nicht aber das Konjugationsschema: „tikti (tinka, tiko) – passen, sich eignen“ und „su-tikti (su-tinka, su-tiko) ką – jemanden treffen” haben zwar vollständig andere Bedeutungen, bilden jedoch die gleichen Stammformen, da die beiden Wörter sich nur in der Vorsilbe unterscheiden. (Mehr zu den Vorsilben beim Thema „Wortbildungssysteme“)

Es ist mir aufgefallen, dass es gerade bei Verben besonders wichtig ist, eine möglichst präzise Übersetzung aufzuschreiben, die den Sinn und den Verwendungszweck des Wortes möglichst genau wiederspiegelt. Als Übersetzung von „suteikti“ erscheint es durchaus sinnvoll „geben“ anstatt des archaisch klingenden „gewähren“ aufzuschreiben, doch kommt „gewähren“ näher an die eigentliche Bedeutung von „suteikti“ heran. Wenn du „suteikti“ als litauische Entsprechung von „geben“ lernst, könntest du dazu verleitet sein „suteikti“ auch in folgendem Zusammenhang einzusetzen: „Er gibt mir ein Buch.“ Hier passt jedoch „duoti“ und nicht „suteikti“, was daran klar wird, dass „Er gewährt mir ein Buch.“ keinen wirklichen Sinn ergibt. Es erfordert also manchmal einiger Recherchen in Wörterbüchern, Rückvergleiche, bei denen du ein gerade gefundenes Wort wieder in die Ausgangssprache rückübersetzt, und auch Vergleiche mit anderen Sprachen wie der englischen um herauszufinden wie und wann ein Wort, hier im besonderen ein Verb, zu verwenden ist.

Auch die Substantive haben einen Stamm, der bestimmt nach welchem Schema die Deklination des Wortes verläuft. In den allermeisten Fällen lässt sich dieser Stamm von der Nominativform, die in jedem Wörterbuch steht, ableiten. Deshalb lohnt es sich hier nur die Ausnahmen aufzuschreiben und gesondert zu lernen, die nur bei Nomen auf die Endung „-is“ vorkommen. Je nach Genus (Geschlecht) des Substantivs ist der Genitiv nämlich „-ies“ (feminin) oder „-io“ (maskulin) und somit ändert sich auch die Deklinationsklasse und die Endungen der Adjektive müssen angepasst werden (Keine Panik, wenn du die Begründung nicht verstehst, nimm es einfach hin und lerne die Ausnahmen auswendig. Mehr dazu in den Seiten zu den „Deklinationen“ und zu den „Adjektiven“) Zu Substantiven auf „-is“ schreibst du also immer die Genitivendung, was im Vokabelheft folgendermaßen aussehen würde: „brolis (brolio) – der Bruder“ oder „stotis (stoties) – die Station“. Bei allen anderen Wortarten musst du zum Glück nichts beachten und kannst die Vokabeln einfach aufschreiben und lernen. Wie schon weiter oben angedeutet ist es manchmal sehr wichtig ganze Phrasen, so genannte Idioms, aufzuschreiben, die man Wort für Wort übersetzt im Deutschen nicht direkt versteht. Diese Idioms findest du z.B. in Wörterbüchern oder beim Dekodieren von Texten. Litauisch sagst man z.B. „priimti sprendimą – eine Entscheidung fällen“ was wörtlich übersetzt aber „eine Entscheidung annehmen“ lauten müsste. Ein weiteres Beispiel ist: „kelti klausimą – eine Frage aufwerfen“ wörtlich aber „eine Frage erheben“.

Wenn dir bei den Fragen „Wann und wie lange Vokabeln lernen?“ jetzt wieder das Horrorszenario vom Anfang dieses (doch recht langen) Textes in den Kopf kommt, muss ich deine masochistische Seite enttäuschen. Ich halte nichts davon stundenlang sklavisch vor dem Schreibtisch sitzend Vokabeln zu pauken, sondern, aus eigener Erfahrung, empfehle ich vielmehr nur eine Viertelstunde pro Tag und das regelmäßig, also jeden Tag ohne Ausnahme. In Litauen bin ich so vorgegangen, dass ich immer wenn ich neue Vokabeln hatte, diese in mein DinA4 Heft aufschrieb und immer wenn ungefähr eine Seite voll war (wobei ich in eine Zeile ein Vokabel schrieb) einen Strich machte und die Vokabeln zwischen zwei Strichen über mehrere Tage hinweg lernte bis ich sie konnte. Bis dahin war die nächste Seite voll, so dass ich in der nächsten Zeit 15 min täglich diese Vokabeln lernte und so weiter. Übrigens habe ich jeden Morgen sofort nach dem Aufstehen Vokabeln wiederholt, weil ich dann immer das Gefühl hatte, heute schon etwas sinnvolles erledigt zu haben. Natürlich kannst du auch vor dem Schlafen gehen üben, wenn du dann noch die Augen offen halten kannst, was laut Schlafforschern sogar günstiger sein soll, da das Gehirn die Informationen erst im Schlaf in das Informationsgeflecht einfügt.

Vokabeln habe ich übrigens immer nur in einer Richtung, ausgehend von deutschen Wörtern gelernt, was durchaus gereicht hat, wobei ich es für sehr empfehlenswert halte die Vokabeln laut vor sich aufzusagen um Klangbild mit dem Wort zu verbinden und so einen zusätzlichen Lerneffekt zu erhalten. Sinnvoll ist es sich beim Lernen Assoziationen mit den Vokabeln von irgendwelcher Art zu schaffen, damit du sie dir besser einprägen kannst. Manchmal geht das spontan und einfach wie beim Wort „praustis – sich waschen“, dessen Klangbild mich sofort an „brausen“ erinnert hat, ein Wort das manche Synonym für „duschen“ verwenden. Visualisieren der Wörter, das heißt aufbauen einer bildlichen Assoziation, ist eine Methode, die außer bei Abstrakten begriffen eigentlich immer funktioniert. Den größten Effekt haben Visualisierungen, die irgendwelche Gefühle hervorrufen. Folglich kannst du ruhig lustige oder absurde Bilder zu den Vokablen kreieren oder dir für das Wort "praustis" deine Traumfrau beim Duschen vorstellen. Ansonsten hilft es Wörter direkt aus dem Sinnzusammenhang, der beim Dekodieren glücklicherweise immer besteht, zu lernen. Allein das Nachschlagen und Aufschreiben von Vokabeln hat sogar einen Lerneffekt. In Litauen freundete ich mich mit einem Schweizer namens Thierry an, der sehr gut litauisch sprechen konnte und einen ausgeprägten Wortschatz hatte, obwohl er, so wie er sagte, die meisten Wörter nur ins Vokabelheft aufgeschrieben und seit dem vielleicht einmal durchgelesen hatte. Zudem beklebte er überall in seiner Wohnung die Möbel, die Decke, etc. mit litauischen Namensschildchen und hatte beim Lesen der litauischen Vokabel also das Bild direkt vor Augen. Nur deshalb weiß ich noch das „Hocker“ auf litauisch „taburetė“ heißt, denn ich hätte wahrscheinlich zu allem, auf dem man sitzen kann, „kedė - Stuhl“ gesagt.

Zusammenfassung „Vokabeln lernen“

  • Vokabelheft: feste, lineare Anordnung, Platzvorteil
  • Karteikarten: nichtlineare, themengeordnete Möglichkeit der Sortierung
  • spezielle Lernsysteme mit Karteikarten möglich
  • Woher Vokabeln nehmen?

    • anfangs alle, später nur wichtige Vokabeln aufschreiben
    • anfangs aus Sprachführern, wegen deren gezielter Vokabelauswahl und da Grundlagen gelegt werden
    • Vokabeln aus Versuchen litauisch zu denken, spiegeln eigene Sprachgewohnheiten wieder
    • Vokabeln aus dekodierten Texten
    • bei Auswahl Kompromiss zwischen Häufigkeit der Vokabel im Text und eigener Meinung bilden
    • besonders Vokabeln aus dekodierten Texten, deren Inhalt für dich interessant ist
    • Sprechgewohnheiten der Litauer erkennen und daraus häufig benutze Vokabeln entnehmen
  • Wann aufschreiben?

    • neue Vokabeln sobald wie möglich aufschreiben
  • Wie aufschreiben?

    • einzeln oder besser im Sinnzusammenhang
    • bei Verben:
    •  zusammen mit Stammformen (Präsens, Präteritum), Präposition (sofern notwendig) und gefordertem Fall (meist Akkusativ)
    •  bei Bedeutungsveränderung durch andere Präpositionen oder andere Fälle, Verben Variationen getrennt aufschreiben
    •  Verben, die sich nur durch Vorsilben unterscheiden, haben gleiche Stammformen
    •  möglichst präzise Übersetzungen der Verben
    • bei Substantiven:
    •  nur Substantive auf „-is“ mit Genitivform aufschreiben, jedoch nicht so notwendig, da es nur wenige Ausnahmen gibt und in vielen Wörterbüchern die Genitivformen nicht stehen
    • Idioms (z.B. aus Verb und Substantiv) aufschreiben
  • Wann lernen?

    • jeden Tag ca. 15 min ungefähr eine DinA4 Seite im Vokabelheft bzw. 30 Vokabeln
    • erst nach dem Auswendiglernen dieser ca. 30 Vokabeln weitergehen
  • Wie lernen?

    • sich selbst laut abfragen
    • Assoziationen (Eselsbrücken) schaffen
    • Vokabeln mit Kontext lernen

Litauisch sprechen:

Für mich ist Litauisch sprechen immer noch die Königsdisziplin für Litauischlerner, denn selbständig sprechen, sich unterhalten, ist das schönste Ergebnis des Sprachelernens aber leider auch gleichzeitig die schwierigste Hürde, da beim Sprechen sozusagen alles zusammenkommt: Sprechen erfordert konzentriertes Zuhören, Verstehen der Sätze auf diese Weise, dass im Kopf fast ein Film abläuft, dessen nächste Szene durch die Wörter des Sprechers gemalt wird, (sofern er nicht in einer Spontanreaktion das Thema ändert) Zurechtlegen eigener Gedanken und zuletzt das verständliche Formulieren der eigenen Aussage während man selbst spricht, was immer mit der Gefahr verbunden, dass plötzlich Wörter fehlen und der Sprachstrom abreißt. Im Gespräch laufen also sehr viele Prozesse gleichzeitig ab, deren man zeitlich keinesfalls Herr wird, wenn nicht der Großteil unterbewusst abläuft. Kampfsportler, die jahrelang gleiche Bewegungen wiederholen, oder auch Musiker, die ein Stück so oft spielen, bis sie statt der Noten nur noch Schwankungen, Veränderungen in der Tonhöhe sehen, können bestätigen, dass du, um dies zu erreichen sehr viel üben musst. Litauisch sprechen übst du natürlich zu einem gewissen Grade schon beim litauisch Denken, doch im gedanklichen Selbstgespräch trainierst du nur Geschwindigkeit, prägst dir durch Wiederholung schon Gelerntes besser ein, jedoch überraschst du dich selbst nie mit neuen Vokabeln oder benutzt nie Formulierungen die deinem noch sehr deutschen Sprachgefühl wiedersprechen, was ein menschliches Gegenüber ohne Zweifel machen würde. Deshalb sprich selbst litauisch so viel und so oft wie es geht! Einerseits wirst du dadurch im Verstehen gefordert, hast also hier neues Wachstumspotenzial entdeckt, andererseits trainierst du dich beim Sprechen selbst, du wirst immer schneller beim Erstellen deiner Sätze und weißt immer öfter automatisch welches Wort in welchem Zusammenhang passt. Im Vergleich zum Denken hat das Sprechen noch den Vorteil, dass du viel weniger lenkst, korrigierst und angespornt durch dein deutsches Sprachgefühl intuitiv richtig formulierte Aussagen, die du z.B. irgendwo aufgeschnappt hast, verschlimmbesserst. Traue dich zu sprechen und dabei auch Fehler zu machen, denn wenn Fehler dich davon abhalten zu sprechen, kannst du auch nie die großen Lernfortschritte machen, die aus dem Sprechen resultieren. Leider ist es für viele Deutsche, die litauisch lernen, wahrscheinlich nicht möglich regelmäßig litauisch zu sprechen, wodurch sie aber nicht entmutigt sein sollen. Ich bin mir sicher, dass auch durch die anderen vier Methoden (Hören, Lesen/Dekodieren, Denken und Schreiben), solche Lernfortschritte erzielt werden können, dass du erstaunlich schnell zu sprechen beginnst, sobald dir die Chance dazu gegeben wird.

In Litauen habe ich schon sehr früh damit begonnen selbst zu sprechen, eben weil ich die Möglichkeit dazu oft hatte und sie deshalb auch nutzen wollte. Trotzdem habe ich besonders in den ersten sieben Monaten intensiv mit den anderen Methoden gearbeitet und das Sprechen mehr als Möglichkeit genutzt Gelerntes anzuwenden und mich darin zu üben. Übrigens habe ich mich überhaupt nicht bemüht die Regeln zu Betonung der litauischen Wörter zu lernen. Als meine erste Sprachlehrerin damit begann, mir schriftliche Übungen zur Betonung zu geben, habe ich mich geweigert diese zu erledigen, da es meiner Meinung nach viele andere grammatische Themen gibt, die zum Sprechen und Verstehen viel wichtiger sind und deshalb zuerst behandelt werden sollten. Aus diesen Gründen beschäftigt sich diese Webseite nur sehr eingeschränkt mit der richtigen Betonung, in der Tat nur in solchen Fällen in denen leicht grobe Fehler gemacht werden können (z.B. Betonung des „i“ am Ende der Infinitivformen von Verben) oder in denen eine einfache Regel vorliegt, die du sozusagen „am Rande mitnehmen kannst“. Dem widerspricht natürlich, dass Litauer manche Wörter bei völlig falscher Betonung nicht verstehen können oder, dass sich in selten Fällen sogar die Bedeutung des Wortes ändern kann (z.B. „trukti – dauern“ – mit kurzem „u“ und „trūkti – fehlen” – mit langem „u“ gesprochen). Meist wird die gewünschte Bedeutung jedoch aus dem Kontext klar und bei Verben kann manchmal durch die gezielte Verwendung bestimmter Vorsilben eine eindeutige Bestimmung der Bedeutung gewährleistet werden. Für mich stellte falsche Betonung nie ein Problem dar, weil ich in Litauen durch das häufige Hören der gesprochenen Sprache viele meine Fehler korrigieren konnte. Wenn du diese Möglichkeit nicht hast, helfen natürlich Aussprachetrainer mit denen auch gleichzeitig richtige Betonung geübt wird und Radio (Musik weniger) zu einem gewissen Grad. Sobald du in Kontakt mit Litauern kommst, was das Ziel eines jeden Litauischlernenden sein sollte, verbessert sich deine Aussprache automatisch und du kommst endlich auch in den Genuss der Lernvorteile, die durch Gespräche mit einem Partner auf litauisch entstehen.

Zusammenfassung „Litauisch sprechen“

  • Training beim litauisch Denken
  • so oft und viel wie möglich
  • Trau dich!
  • richtige Aussprache durch Zuhören und Nachahmen aneignen, weniger durch Lernen bestimmter Regeln

Litauisch schreiben:

Im Lernprozess lohnt es natürlich auch litauisch zu schreiben, was ähnlich wie das Denken auf litauisch den Vorteil hat, dass du normalerweise nicht unter Zeitdruck leidest und somit genügend Zeit zum Überlegen und zur Korrektur hast. Während du schreibst, wiederholst du gleichzeitig auch Vokabeln und prägst sie dir noch mal fester ein, da du sie ja zuerst aus deinem „mentalen“ oder einem geschriebenen Wörterbuch heraussuchst, daraufhin aufschreibst, dabei mit den Augen wahrnimmst und sie letztendlich natürlich immer in einen Sinnzusammenhang bringst, mit dem sich das Wort assoziiert. Damit das Verfassen von Texten oder einzelnen Sätzen nicht langweilig wird, solltest dich natürlich selbst fordern, auch um nicht auf immer gleicher Ebene hängen zu bleiben. Sei dabei kreativ und versuche einen Sinnzusammenhang manchmal mit anderen Worten auszudrücken oder auch bildlich darzustellen, damit du selbst Spaß empfindest.

Mit der Zeit wirst du immer neue grammatische Konstruktionen entdecken, etwa durch das Dekodieren oder gezieltes Lernen, die du auch anwenden solltest. Als ich endlich wusste wie ich mit Partizipien im Litauischen umzugehen hatte, versuchte ich in jeden Satz meines Hausaufgabentextes zum Ärger meiner Sprachlehrerin mindestens einmal eine Konstruktion, wie „...gehend in das von allen Seelen verlassene Haus...“, einzuflechten, was in Maßen durchaus auflockernd im Überfluss jedoch Gift für einen Guten Stil sein kann. So wie ich es gemacht habe, ist es natürlich nicht empfehlenswert, da du gezielte Übungen durchführen kannst, um dir die Bildung neuer Formen einzuprägen einzuprägen. Das vorrangige Ziel beim Schreiben eines Textes zum Litauischlernen sollte es sein den kreativen Umgang mit der Sprache zu lernen und dabe immer besser werdenden Stil entwickeln. Deshalb prüfst du am besten regelmäßig, ob eine neu erlernte grammatische Konstruktion (die z.B. auf Partizipien beruhen könne) passen würde und setzt sie je nachdem ein, ohne jedoch dem Zwang zu unterliegen jeden Satz auf diese Weise zu tunen.

Zusammenfassung „Litauisch schreiben“

  • automatisches Wiederholen der Vokabeln
  • Kreativität beim Schreiben einsetzen und dadurch Spaß empfinden
  • neu Gelerntes einflechten, doch nicht im Übermaß

Grammatik lernen:

Zwar behauptet Frau Birkenbihl in „Sprachenlernen leichtgemacht!“, dass man Sprachen ohne sich gezielt mit der Grammatik zu beschäftigen lernen kann, doch ich bin der Meinung, dass besonders zum Erlernen der litauischen Sprache wegen ihrer komplizierten grammatischen Verknüpfungen und ihres logischen Aufbaus Grammatikkenntnisse notwendig sind oder zumindest den Lernprozess deutlich beschleunigen. (Was auch daran liegen mag, dass ich zu meiner eigenen Verwunderung ein Grammatik-Fan bin.) Auch zum Dekodieren bedarf es gewisser grammatischer Grundkenntnisse. Grammatische Regeln sind ein Werkzeug, mit dessen Hilfe du überprüfen kannst, ob du etwas richtig oder falsch gesagt oder geschrieben hast und mit dem du schon vorhandene litauische Texte entschlüsselst. Der Grammatik kannst musst du dich so lange bedienen, bis du sie unterbewusst richtig anwendest. Da du sie zum Überprüfen einsetzen kannst, gibt sie dir auch Sicherheit bei deinen Sätzen. Von dieser Sicherheit solltest du es aber keinesfalls abhängig machen, ob du einen Satz sagst oder nicht! Erlaube dir lieber einen „Schuss ins Blaue“ und, wenn du willst, überprüfe das Gesagte im Nachhineinen auf seine Korrektheit. Wie schon im Abschnitt zum „litauisch Sprechen“ gesagt, kannst du nur aus dem Sprechen lernen, wenn du es auch tust und dich traust Fehler zu machen.

Angesichts des schier unüberwindlichen grammatischen Sumpfes inklusive Formenmorast und Wortartenwirrwarr, gelten auch beim Erlernen der Grammatik wieder die Grundsätze, dass man auch für den längsten Weg immer einen ersten Schritt machen muss (oder so ähnlich) und dass man mit dem Grundlegenden anfängt und unwichtigere Zusammenhänge erst später erarbeitet. Der grammatische Teil dieser Website ist zwar nach grammatischer Themen geordnet, die meiner Meinung nach zusammenhängen, doch findest du auf der Hauptseite zur litauischen Grammatik, eine Auflistung der Themen, in einer Reihenfolge, die nach meinen Erfahrungen am besten zum schnellen Einstieg und später zur Kenntnisvertiefung geeignet ist. Weder bei der Arbeit mit dieser Website noch mit den Sprachführern solltest du dich sklavisch an die vorgegebene Reihenfolge halten, die dich sowieso höchstens beim Einstieg in die litauische Sprache auf wichtige Punkte aufmerksam macht und dir Wegbegleitung gibt. Schon früh solltest du schon damit beginnen dir grammatische Themen zu erarbeiten, die konkret für deinen Kenntnisstand eine Bereicherung darstellen würden ohne zu verwirren bzw. die genau die Wissenslücken füllen, damit du weiterkommst. So habe ich lange Zeit den Sinn vieler Sätze aufgrund mangelnden Wissens über bestimmte Formen nicht begriffen. Sobald ich das unterliegende grammatische Thema des Problemwortes jedoch behandelt hatte, eröffneten sich für mich, wenigstens im Bereich des Litauischlernens, neue Horizonte. Das Wort „sutrikęs“ habe ich lange nicht verstanden, da ich im Wörterbuch nur „sutrikti“ fand, aber „sutrikęs“ nicht in das einfache Konjugationsschema von Verben passt. Plötzlich behandelte ich mit meiner Sprachlehrerin Partizipien und es war mir klar, warum es „sutrikęs“ lauten muss und dass „sutrikęs – verwirrt/in Verwirrung geraten“ bedeutet. Meine Sprachlehrerin habe ich nach einiger Zeit darauf hingewiesen, mir jetzt endlich Partizipien zu erklären, doch leider viel zu spät. Schlimmer wäre es gewesen, wenn ich nur nach dem Sprachführer gearbeitet hätte und schließlich bis fast zum Ende des Buches hätte warten müssen. Klar wäre es möglich gewesen mir dieses Thema aus bestimmten Grammatikbüchern selbst zu erarbeiten, doch waren alle diese Bücher auf litauisch geschrieben!

Hier ist also der Ansatzpunkt dieser Website, nämlich übersichtlich, nach Themen geordnet und natürlich auf deutsch die litauische Grammatik zu erklären und dabei nicht den Beschränkungen eines Buches, wie der festen Seitengröße oder der linearen Themenanordnung zu unterliegen. Triffst du z.B. beim Dekodieren auf das Wort „sutrikęs“ oder ein ähnliches, schlägst du es im Wörterbuch nach, findest aber nur „sutrikti“. Anstatt enttäuscht aufzugeben rätst du (natürlich vollkommen richtig), dass „sutrikęs“ eine Abwandlung des Verbs „sutrikti“ ist, schlägst auf dieser Website unter „Konjugationen“ also dem Teil, der sich mit Verben beschäftigt nach, und beim Scannen des Inhalts dieser Webpage stolperst du über andere komische Verben, die auf „-ęs“ oder sogar „-usi“ enden. Nach dem Durchlesen oder sogar Durcharbeiten des Textes über Partizipien, verstehst du endlich „sutrikęs“ oder auch nicht. Wenn ja, dann herzlichen Glückwunsch, wenn nein, dann kehrst du sicherlich irgendwann zum Abschnitt über Partizipien zurück, wenn du größeres Verständnis hast oder befragst noch mal deine Sprachlehrerin, deinen Deutschlehrer, dein Buch über deutsche Grammatik oder du weißt dir sonst irgendwie zu helfen.

Zusammenfassung „Grammatik lernen“

  • zu Anfang Hauptthemen lernen (z.B. nach Sprachführern, Hinweisen in dieser Website)
  • später selektiv vorgehen
  • nach momentanen Bedürfnissen grammatische Themen bearbeiten (z.B. angeregt durch Dekodierungsaufgaben)


Für Hinweise, Anregungen oder Ergänzungen kannst du gerne eine e-mail an jps@stonemakers.de schreiben!